Tierfutteretiketten richtig lesen

Sieht man sich die Etiketten von Katzenfutter an, findet man folgende Angaben:

  • Die Angabe, dass es sich bei dem Produkt um Futter für Katzen handelt, zumeist mit der Angabe, ob es ein Futter für ausgewachsene Katzen, Kitten oder Senioren sein soll, die Geschmacksrichtung und ggf. ob das Futter eine besondere Funktion erfüllen soll, bspw. "Hair & Skin" für gepflegtes Fell.
  • Die Angabe, ob es sich bei dem Futter um ein Alleinfutter oder um ein Ergänzungsfutter handelt. Wenn auf dem Etikett nicht angegeben ist, dass es sich um ein Alleinfutter handelt, kann davon ausgegangen werden, dass es ein Ergänzungsfutter und dementsprechend nicht ausgewogen und für die alleinige Ernährung der Katze nicht geeignet ist.
  • die Herstellerangaben
  • die Zusammensetzung
  • die Fütterungsempfehlung
  • die analytischen Bestandteile, die Auskunft über die prozentualen Anteile der Inhaltsstoffe und der Nährstoffe geben
  • das Verbrauchsdatum

Und was bedeuten diese Angaben?

Gehen wir doch einfach mal so eine Futterpackung komplett durch und analysieren, was uns die einzelnen Angaben für Informationen bieten.

Ich habe hier einen Beutel Nassfutter mit folgenden Angaben:

Der Aufdruck "Alleinfuttermittel für ausgewachsene Katzen" bietet uns bereits drei Informationen:

  1. Es handelt sich um Katzenfutter und nicht etwa um Hundefutter.
  2. Es handelt sich um ein Futter, welches für ausgewachsene Katzen und nicht für Kitten konzipiert wurde.
  3. Es handelt sich um ein Alleinfutter, d.h. es ist laut Herstellerangaben zur ausschließlichen und alleinigen Fütterung gedacht und enthält alle Nährstoffe in der erforderlichen, bedarfsdeckenden Menge.

Weiter geht es mit den Hinweisen, dass es sich um die Sorte "Ente in Soße" handelt und speziell angereichert wird mit Taurin, Inulin und Biotin.

Diese Informationen sagen eigentlich nicht besonders viel aus.

  1. Zu den Angaben zur Geschmacksrichtung kommen wir später noch.
  2. Taurin und Biotin müssen ohnehin dem Futter zugesetzt werden, die Mindestmengen sind vom Gesetzgeber vorgeschrieben.
  3. Die Zugabe von Inulin erfolgt optional und soll laut Herstellerangaben einen aktiven Stoffwechsel unterstützen ... Inulin ist ein Ballaststoff, der durchaus einige positive Wirkungen auf die Darmflora haben kann. Vor diesem Gesichtspunkt ist dagegen nichts einzuwenden, aber es macht das Futter wegen des Inulinzusatzes nicht zu etwas Besonderem.

Als nächstes folgen die Fütterungsempfehlungen. Der Hersteller gibt z.B. an, dass eine ausgewachsene 4 kg schwere Katze täglich etwa 250 bis 300 g dieses Futters fressen soll.

Dem ist im Grunde nichts weiter hinzuzufügen, die Angaben erklären sich von selbst.

Nun wird es schon etwas interessanter, denn es folgen die Angaben zur Zusammensetzung, die da lautet: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (5,0% von der Ente), Getreide, Mineralstoffe, Inulin (0,1%)

Diese Angaben nehmen wir einmal genauer unter die Lupe:

  1. Fleisch bezeichnet gemeinhin sämtliche tierischen Weichteile, wozu neben Muskelfleisch auch Fett- und Bindegewebe, Sehnen und die inneren Organe gehören. Aus der Deklaration des Herstellers wird nicht deutlich, welches Fleisch verwendet wurde und wie groß der Anteil an hochwertigem Muskelfleisch sowie an Bindegewebe, Fett, Organen etc. ist. Im Grunde erfahren wir nur, dass im Futter unter anderem tierische Weichteile enthalten sind. Aber es geht ja noch weiter ...
  2. Tierische Nebenerzeugnisse sind alle vom Tier stammenden Reststoffe, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Und was ist das nun genau im Einzelnen? Tierische Nebenerzeugnisse können alles mögliche sein und das ist nicht immer lecker. Zu den tiersichen Nebenerzeugnissen gehören z.B. ganze Tierkörper oder Tierkörperteile, Eizellen, Samen und Embyonen von Zuchttieren, Darminhalt, Knochen, Klauen, Hufe, Federn, Fell, Horn, Köpfe und dergleichen. Auch Schlachtabfälle und Lebensmittelreste sowie Küchen- und Speiseabfälle (evtl. erinnert sich der Ein oder Andere von euch an den Schweineeimer von Jugendherberge oder Mensa?) werden unter dem Oberbegriff tierische Nebenerzeugnisse geführt. Aus der Deklaration des Herstellers wird auch hier wieder nicht deutlich, welche Zutaten im Futter als tierische Nebenerzeugnisse verwendet wurden, aber evtl. wollen wir das als Verbraucher auch gar nicht so genau wissen, weil wir sonst die Dose direkt wieder zurück ins Regal gestellt hätten.
  3. Der Zusatz "5,0% von der Ente" sagt aus, dass 5% Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse von der Ente stammen. Er sagt entgegen der weit verbreiteten Meinung jedoch nicht aus, dass das Futter zu 5% aus Entenfleisch besteht und der Rest pflanzliche Bestandteile sind. Die Angabe auf der Futterpackung ist dennoch nicht besonders aussagekräftig. Zum Einen wird nicht ersichtlich, woraus die restlichen 95% bestehen und zum Anderen wird auch nicht klar, ob nun 5% feinste Entenbrust im Futter enthalten ist oder evtl. nur 5% Entendarminhalt oder Entenfedern oder Füße oder ... Und hier kommen wir auch noch einmal zum Thema Geschmacksrichtung. Der "Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse-Anteil" des Futters besteht zu 5% von irgendetwas von der Ente und aus 95% von irgendwelchen nicht näher deklarierten anderen Tierarten. Das Futter könnte also auch aus 95% Rind und 5% Ente bestehen. Mir stellt sich hierbei die Frage, wie eine Katze aus dem Futter das bisschen Ente herausschmecken soll. Gleichermaßen könnte ein Futter mit dem Zusatz 5,0% Rind aus 5% Rind und 95% Ente bestehen. Wir sehen, die Angeben der Geschmacksrichtung helfen uns nicht wirklich weiter.
  4. Getreide sind laut Definition Pflanzen, die zur Familie derSüßgräser gehören. Hierzu zählen bspw. Weizen, Roggen, Gerste, Mais, Reis und Hirse. Aus der Deklaration wird wieder nicht klar, welche Getreidesorten verwendet wurden, also ob bspw. Weizen, Reis oder Hirse verwendet wurde, noch wird erklärt, ob nur das verarbeitete Korn verwendet wurde oder gleich die komplette Pflanze als minderwertige Ganzpflanzensilage.
  5. Mineralstoffe sind die zugesetzten Nährstoffe wie bspw. Kalzium, die benötigt werden, damit die Katze mit allen Nährstoffen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben versorgt ist.
  6. Inulin ist ein Ballaststoff und kann die Darmflora positiv beeinflussen. Bei zuviel Inulin kann es jedoch auch zu Blähungen kommen.

Als nächstes folgt die Analyse mit den Angaben der analytischen Bestandteile.

Hierzu erkläre ich zunächst die Begriffe Originalsubstanz und Trockensubstanz.

Die Originalsubstanz ist das Futter so, wie es in der Packung ist, mit allem Drin, Drum und Dran.

Die Trockensubstanz ist das Futter ohne sämtliche Feuchtigkeit und besteht aus Rohasche und organischer Substanz.

Wir sehen, dass das Futter einen Feuchtigkeitsgehalt von 83% aufweist. Die Trockensubstanz beträgt also 100% - 83% = 17%.

Von diesen 17% sind 0,3% Rohasche, die restlichen 16,7% sind die organische Substanz, welche sich in Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und die sogenannten stickstofffreien Extraktstoffe unterteilt.

Im vorliegenden Futter befinden sich 8% Rohproteine, 5% Fett und 3% Rohfasern.

Rohproteine sind sämtliche stickstoffhaltigen Verbindungen. Der Rohproteingehalt gibt also nicht den tatsächlichen Eiweißgehalt des Futters an. Dieser ist in der Regel etwas geringer als der Rohproteingehalt.

Der Rohfettanteil ist jener Anteil der Trockenmasse, der sich in Lösungsmitteln löst.

Rohfasern werden als unverdauliche Bestandteile bezeichnet. Der Rohfasergehalt wird durch die Behandlung der Futterprobe mit Säure ermittelt.

Rohasche ist das, was übrig bleibt, wenn das Futter komplett verbrannt wird. Aus dem Rohaschegehalt lässt sich anähernd auf den Gesamtgehalt an Mineralien schließen.

Aber, huch - da bleibt ja noch ein Rest? 8 + 5 + 2 + 0,3 ergeben nicht 17.

Der verbleibende Rest von 1,7% sind die bereits erwähnten stickstofffreien Extraktstoffe. Hierunter fallen u.a. Zucker, Stärke, Pektine aber auch das deklarierte Inulin. 0,1% dieser stickstofffreien Extraktstoffe sind das zugesetzte Inulin, die restlichen 1,6% sind Kohlenhydrate.

Rechnen wir dies einmal auf die Originalsubstanz um (1,6:17x100 = 9,4%) fällt auf, dass das Futter für einen strikten Fleischfresser wie die Katze einen Gesamtanteil von beinahe 10% an Kohlenhydraten hat.

Als Vorletztes finden wir auf der Futterpackung die Zusatzstoffe. Hierunter ist aufgeführt, welche und wieviele Vitamine und Mineralstoffe pro kg Futter zugefügt wurden.

Außerdem ist als Besonderheit aufgeführt, dass das Futter ohne Zuckerzusatz, ohne Farbstoffe und ohne Konservierungstoffe hergestellt wurde, was in meinen Augen jedoch eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Zu guter Letzt ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) und die Kenn-Nummer der Charge des Futters angegeben sowie, dass das Produkt in Deutschland hergestellt wurde und für welchen Unternehmer bzw. Vertreiber es hergestellt wurde.


Hierbei ist zu beachten, dass manche Nährstoffe bei langer Lagerung zerfallen. Auch bei Erreichen des MHD muss der Hersteller garantieren, dass die Nährstoffe noch mindestens in der angegebenen Menge im Futter enthalten sind. Um dies tatsächlich gewährleisten zu können, werden dem Futter bei der Herstellung viele Nährstoffe in einer höheren und manchmal auch überhöhten Dosierung zugesetzt.

Und nun? Ist das jetzt gutes Futter, welches ich meiner Katze getrost dauerhaft geben kann?

Machen wir doch einfach mal eine Liste:

positiv

  • ausreichend hoher Feuchtigkeitsgehalt von über 80%
  • Verzicht auf Zucker, Farb- und Konservierungsstoffe
  • ca. 10% Kohlenhydratanteil
  • relativ hoher tierischer Anteil

negativ

  • unzureichende und unklare Deklaration



Zuerst einmal sieht das doch gar nicht so schlecht aus - wir haben mehr positive Punkte als negative.

Nun will ich auf die einzelnen Punkte etwas näher eingehen:

Die natürliche Nahrung unserer Katzen enthält einen Feuchtigkeitsgehalt von ca. 75%. Da Katzen von Natur aus nicht ausreichend trinken, nehmen sie optimalerweise das Wasser, welches sie benötigen, mit ihrer Nahrung auf - so wie in der Natur. Hierzu ist ein Nassfutter mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt sehr gut geeignet - viel besser als bspw. ein Trockenfutter mit einem Feuchtigkeitsgehalt von üblicherweise unter 10%.

Dem Futter wurde kein Zucker und auch kein versteckter Zucker in Form von Karamell (damit das Futter schön braun wird) zugesetzt. Auch auf Farb- und Konservierungsstoffe wurde verzichtet. Wenn man dies mit anderen Futtersorten vergleicht, so ist dies tatsächlich ein Pluspunkt, auch wenn ich es, wie bereits erwähnt, als eine Selbstverständlichkeit ansehe, dass derartige Zusatzstoffe nicht im Katzenfutter verarbeitet werden.

Ich habe den Kohlenhydratanteil von knapp 10% auf die Plus-Seite geschrieben, da es wirklich "schlimmere" Sorten mit erheblich mehr Kohlenhydraten gibt. Dennoch ist auch ein solcher Anteil an Kohlenhydraten für Katzen unnötig und eigentlich als zu hoch anzusehen. Katzen sind Fleischfresser und benötigen keine Kohlenhydrate in ihrer Nahrung, da ihnen zur Verwertung zumeist die erforderlichen Enzyme fehlen.

Verglichen mit anderen Futtersorten ist der Anteil an tiersichen Futterkomponenten recht hoch. Dies ist durchaus ein Pluspunkt.

 

Doch nun kommen wir zur Minus-Seite:

Aufgrund der schwammigen und unklaren Deklaration weiß ich als Verbraucher trotz des relativ hohen tierischen Anteils nicht, was denn da nun genau zu Katzenfutter verarbeitet wurde und was ich meiner Katze da letztendlich tatsächlich in den Napf fülle. Aus der Produktbeschreibung wird mir als Verbraucher nicht ersichtlich, welche Tierarten (außer die 5% Ente) und welche Teile vom Tier verarbeitet wurden. Ich weiß nicht, ob das Futter hauptsächlich aus hochwertigem Muskelfleisch, aus Schlachtabfällen, Federn, Innereien und Füßen oder aus dem Schweineeimer der Mensa mit ein paar Entenfedern besteht.

Trotz der vielen Pluspunkte überwiegt meiner Meinung nach der eine große Minuspunkt. Futter, welches so wie das beschriebene deklariert ist, würde ich zur vorwiegenden und langfristigen Ernährung einer Katze nicht verwenden.

Und woran erkenne ich hochwertiges Futter?

Hersteller qualitativ hochwertiger Futtersorten haben es meiner Meinung nach nicht nötig, sich hinter schwammigen und unklaren Deklarationen zu verstecken. Ein Hersteller von qualitativ hochwertigem und ausgewogenem Futter führt detailliert, transparent und nachvollziehbar sämtliche verwendete Zutaten auf, so dass der Verbraucher genau weiß, was im Futter seiner Katze verarbeitet wurde.

 

Folgendermaßen könnte die Deklaration eines hochwertigen Katzenfutters aussehen:

Zusammensetzung: 27,5% Hühnermuskelfleisch, 15% Hühnerherz, 15% Hühnerhälse, 12,5% Innereien (Magen + max. 5% Leber), 26% Hühnerbrühe, 3% Karotten, 1% Mineralien und Vitamine.

Hier sieht der Verbraucher auf einen Blick, was im Futter verarbeitet wurde und muss nicht lange herumrätseln oder sogar rechnen.

 

Als Faustformel lässt sich sagen, dass Futter umso hochwertiger ist, je genauer und detaillierter die verwendeten Inhaltsstoffe angegeben sind. Auf hochwertigem Futter sucht man bspw. die Angabe "tierische Nebenerzeugnisse" vergeblich.

Auch die Fütterungsempfehlung ist ein guter Anhaltspunkt, um die Qualität abzuschätzen. Je geringer die täglich empfohlene Fütterungsempfehlung ist, desto hochwertiger und besser verwertbar sind die verwendeten Zutaten. Ein Futter mit der empfehlung von täglich 200 g für eine 5kg-Katze ist also mit großer Wahrscheinlichkeit für die Katzenernährung besser geeignet, als eines mit der Empfehlung 400 g.

Auch der Feuchtigkeitsgehalt ist ein guter Anhaltspunkt für die Eignung. Je höher der Feuchtigkeitsgehalt ist, desto besser ist die Nahrung für Katzen geeignet.

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