Barf – Hunde vs. Katzen

Hunde und Katzen gehören beide zur großen Gruppe der Beutegreifer und Fleischfresser. Dennoch haben beide unterschiedliche Anforderungen an ihre Ernährung. Häufig sind vor allem in diversen Gruppen in Austauschportalen und dergleichen im Internet Fütterungsempfehlungen zu lesen, die darauf schließen lassen, dass man Katzen im Grunde so ernähren kann wie Hunde, nur noch ein bisschen Taurin dazu und dann passe das alles schon. Doch so ist es leider nicht. Katzen sind keine kleinen Hunde und benötigen deshalb eine Ernährung, die an ihre spezifischen Bedürfnisse angepasst ist. Im Folgenden werden die Top 10 Unterschiede Hundebarf vs. Katzenbarf vorgestellt.

 

1.  Taurin

Hiervon hat im Grunde jeder schon gehört. Hunde benötigen kein Taurin in ihrer Nahrung, da sie diese lebenswichtige Aminosulfonsäure selbst synthetisieren können. Katzen sind hierzu nicht in der Lage, deshalb muss im Katzenbarf grundsätzlich immer Taurin ergänzt werden.

 

2.      Pflanzlicher Anteil in der Nahrung

Hunde und Katzen benötigen beide eine Nahrung, die auf der Basis von tierischen Futterbestandteilen aufgebaut ist. Hunde sind jedoch sogenannte obligatorische Fleischfresser, das heißt, sie können einen deutlich größeren Anteil pflanzlicher Nahrung in ihrem Barf sinnvoll verwerten. Auch Wölfe und andere wilde Caniden fressen in der Natur durchaus pflanzliche Nahrungsstoffe wie z.B. Beeren oder Nüsse. Dieses Verhalten lässt sich bei Katzen nicht beobachten. Katzen sind reine Fleischfresser deren Nahrung zu beinahe 100% aus tierischen Futterbestandteilen zusammengesetzt werden sollte. Lediglich der Magen- und Darminhalt der Beutetiere weist einen geringen Anteil an pflanzlicher Nahrung auf. Aufgrund ihrer gesamten Stoffwechselaktivität und ihres speziellen Organismus sind Katzen nicht darauf ausgelegt, pflanzliche Nahrung zu verwerten. Um die Darmflora gesund zu erhalten ist dennoch ein geringer pflanzlicher Anteil im Futter sinnvoll. Hier genügen jedoch ca. 3-5% bezogen auf die Fleischmenge, um die Katzen und damit die Darmflora mit ausreichend Ballaststoffen zu versorgen.

 

3.      Feuchtigkeit

Die Urahnen unserer heutigen Hauskatzen stammen aus den trockenen Wüsten und Steppen Nordafrikas. Naturgemäß trinken Katzen deshalb sehr wenig, haben ein nur sehr gering ausgeprägtes Durstgefühl und sind deshalb darauf angewiesen, beinahe die gesamte benötigte Flüssigkeit mit ihrer Nahrung aufzunehmen. Katzen können aufgrund ihrer Evolution ein Flüssigkeitsdefizit in der Nahrung nicht so effizient durch vermehrtes Trinken ausgleichen, wie Hunde dies tun. Deshalb ist es bei Katzen besonders wichtig, dass das Futter ausreichend Flüssigkeit enthält.

 

4.      Vitamine A und D

Aufgrund ihrer Enzymtätigkeit sind Katzen im Gegensatz zu Hunden nicht dazu in der Lage, pflanzliches Vitamin D2 zu verwerten oder Provitamin A in „richtiges“ Vitamin A (Retinol) umzuwandeln. Katzen sind deshalb auf die Zufuhr von tierischem Vitamin D3 und tierischem Vitamin A (Retinol) angewiesen, sie können beispielsweise nicht das in Möhren oder Feldsalat reichlich vorhandene Beta-Carotin in Vitamin A umwandeln, Hunde können dies jedoch sehr wohl.

 

5.      Öle

Immer wieder liest man in Barfkreisen von „guten Ölen“. Auch hier gibt es signifikante Unterschiede bei Hunden und Katzen. Für Hunde sind pflanzliche Öle wie Weizenkeimöl, Nussöle, Leinöl und dergleichen durchaus von einem großen Mehrwert und deshalb eine sinnvolle Ergänzung in der Nahrung. Bei Katzen ist es jedoch so, dass nachgewiesenermaßen pflanzliche Öle die Filtrationsleistung der Nieren herabsetzen. Da Katzen ohnehin sehr häufig Nierenkrankheiten entwickeln, sollte aus diesem Grund auf pflanzliche Öle in der Ernährung verzichtet werden, um die Nieren zu schonen. Um Katzen mit den wertvollen Fettsäuren zu versorgen, sollten man auf tierische Öle wie Lachsöl, Fischöl, Krillöl und dergleichen zurückgreifen. Pflanzliche Öle sollten nur kurmäßig und in geringer Dosierung angewendet werden, z.B. Nachtkerzenöl zur Unterstützung bei Hautkrankheiten oder Gelenkbeschwerden.

 

6.      Kräuter

Man findet immer mehr Anbieter, die Kräuter in Futtermischungen oder zur eigenständigen Ergänzung für Barfer anbieten. Hunde können von dem Zusatz bestimmter Kräuter in der Nahrung sicherlich profitieren. Katzen sollte man jedoch keinesfalls ohne medizinische Erfordernis Kräuter verabreichen. Katzen können die in Kräutern enthaltenen Wirkstoffe (insbesondere ätherische Öle) nicht oder nur sehr eingeschränkt abbauen und ausscheiden (Glucoronidierung). Dies bedeutet, dass sich die Wirkstoffe im Laufe der Zeit im Körper anreichern. „All Ding ist Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“ – irgendwann können sich im Organismus der Katze so viele Wirkstoffe aus den Kräutern angereichert haben, dass es toxisch wirkt oder zumindest schädlich werden kann. Aus diesem Grund sollten Kräuter bei Katzen nur nach vorheriger Abstimmung mit einem in der Phytotherapie bei Katzen! versierten Tierarzt oder Tierheilpraktiker zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden.

 

7.      Ausgewogenheit

Die Vorfahren unserer Hunde jagten in Rudeln. Sie können also viel größere Beute überwältigen und fressen demzufolge auch viel länger an einem Beutetier und nehmen dadurch über einen viel längeren Zeitraum alle benötigten Nährstoffe auf. Das bedeutet, dass die Nahrung von Hunden ebenfalls über einen längeren Zeitraum einen Ausgleich in sämtlichen Nährstoffen aufweisen muss. Katzen sind Einzeljäger und machen aufgrund ihrer geringen Körpergröße viel kleinere Beute, die auch sofort komplett aufgefressen wird. Demzufolge ist jede Mahlzeit einer Katze ausgewogen, was bedeutet, dass Katzen eine geringere Toleranz zum Nährstoffausgleich haben. Aus diesem Grund sollte man darauf achten, dass auch die tägliche Nahrung beim Barfen einer Katze grundsätzlich ausgewogen ist und möglichst sämtliche Nährstoffe enthält, welche die Katze benötigt.

 

8.      Anzahl der Mahlzeiten

Auch die Anzahl der täglichen Mahlzeiten lässt sich mit dem Jagdverhalten der Vorfahren von Hund und Katze erklären. Hunde benötigen ein oder zwei Mahlzeiten am Tag (teilweise werden sogar Fastentage empfohlen), da sie evolutionär bedingt auf die seltene und dafür reichlichere Nahrungsaufnahme eingerichtet sind. Katzen als Einzeljäger machen 10 bis 20 mal am Tag kleinere und größere Beute, demzufolge sollten Katzen auch häufiger Gefüttert werden. Am natürlichsten ist die Fütterung ad libitum, sollte dies nicht möglich sein, sollten mindestens 3 bis 4 Mahlzeiten pro Tag gereicht werden.

 

9.      Berechnung der Barfportion

Bei Hunden geht man zur Berechnung der täglichen Futtermenge von einem gewissen Prozentsatz bezogen auf das Körpergewicht aus. Diese Praxis ist bei Katzen nicht üblich. Ausgewachsene, gesunde Katzen mit normalem Appetit erhalten normalerweise 25 bis 30 g fleischige Futterbestandteile je kg Körpergewicht pro Tag. Eine Katze, die 5 kg wiegt, erhält demnach ca. 125 bis 150 g Fleisch pro Tag. Zusätzlich enthält die tägliche Barfportion dann noch Flüssigkeit, einen geringen pflanzlichen Anteil und die erforderlichen Nährstoffergänzungen.

 

10.   Fleischige Zutaten

Die meisten Hunde lieben deftige Zutaten wie Pansen oder andere zum Teil streng schmeckende Innereien. Katzen sind normalerweise von derartigen Zutaten eher abgeneigt. Auch die Größe der Knochen sollte selbstverständlich angepasst sein. Große Hunde sind mit einem Kalbsbrustbein sicherlich sehr zufrieden, Katzen wären mit derartigen Knochen heillos überfordert – für sie sind Hühnerflügel und dergleichen besser geeignet. Auch die akzeptierte Zubereitungsart ist bei Hunden anders als bei Katzen. Hunde haben in der Regel keine Probleme mit gewolftem Fleisch oder vorgefertigten Fleischmixen, in denen Muskelfleisch, Knochen und Innereien verarbeitet sind, wie sie häufig in Barfshops angeboten werden. Bei Katzen kommt es bei gekauftem gewolften Fleisch oder den beschriebenen Fleischmixen jedoch häufig zu Akzeptanzproblemen. Da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, sollte man die kulinarischen Vorlieben seiner Samtpfote beim Barfen berücksichtigen.